Sonntag, 3. Januar 2010

Schneckenrennen beim DSL-Ausbau in Deutschland - wer am Ende zahlt

DSL-Ausbau in Deutschland schleicht voran

DSL - Breitband - Internet - Land
DSL auf dem Land - nicht überall verfügbar
Die Telekommunikationskonzerne stehen vor einem Dilemma: Investitionen in die Netzinfrastruktur verschlucken Milliarden, gleichzeitig bremst der harte Preiswettbewerb das Umsatzwachstum. Dienste rund um das Internet und das Netz auf dem Handy sind der Rettungsanker, an den sich die Konzerne auch 2010 als Wachstumsstrategie klammern.

Von der Wirtschaftskrise blieb die Branche zwar weitgehend verschont. Der Branchenverband Bitkom sieht den deutschen Telekommunikationsmarkt 2010 aber dennoch um knapp ein Prozent schrumpfen. Technologische Neuerungen sowie Eingriffe der Regulierungsbehörden seien für das Minus verantwortlich. Bereits 2009 beklagten die Mobilfunkbetreiber niedrigere Roaming-Gebühren und Entgelte für Gespräche aus fremden Netzen. Die Einnahmen im Festnetzgeschäft stehen seit langem unter Druck. Hoffnungsträger ist das Geschäft mit Diensten rund um das Internet und mit mobilen Breitbandanschlüssen. Bitkom rechnet im neuen Jahr für die Datendienste mit einem Wachstum von 3,6 Prozent.

Notwendige Infrastruktur fehlt nicht nur für mobiles Internet

Gleichzeitig fehlt in vielen Teilen Deutschlands die notwendige Infrastruktur - nicht nur für mobiles Internet. Auch für Zusatzdienste wie Internetfernsehen und Videodownload sind die Leitungen vielerorts noch nicht ausgelegt. Laut Bitkom hatten Mitte 2009 erst 60 Prozent der Haushalte in Deutschland einen Breitbandanschluss - und das, obwohl die Bundesregierung bis Ende 2010 flächendeckend Übertragungsraten von einem Megabit je Sekunde verspricht. Bis 2014 sollen sogar drei Viertel der Haushalte mit Anschlüssen von 50 Megabit je Sekunde versorgt werden.

Ein Baustein der Breitbandstrategie ist die sogenannte "Digitale Dividende" - alte Rundfunkfrequenzen, die an die Mobilfunkbetreiber versteigert werden sollen. Sie sollen mobilen Breitbandverbindungen zum Durchbruch verhelfen und die Menschen überall dort versorgen, wo der Aufbau von festen Datenleitungen zu teuer ist. Geplant ist die Auktion für das zweite Quartal 2010.

Allerdings haben die kleineren Mobilfunkbetreiber O2 Telefonica und E-Plus bereits Klage eingereicht, weil sie sich benachteiligt sehen. Als sicher gilt, dass die Versteigerung nur einen Bruchteil der Erlöse der UMTS-Auktion zur Jahrtausendwende in die Staatskassen spülen wird. Damals nahm der Bund 50 Milliarden Euro ein.

Glasfaser gilt langfristig als Mittel der Wahl

Die digitale Dividende allein reicht aber nicht, um Deutschland den Anschluss an die Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn zu ermöglichen. Glasfaser gilt langfristig als Mittel der Wahl - vor allem in den Ballungsgebieten. Denn die Konkurrenz der Kabelnetzbetreiber auf dem Breitbandmarkt wächst; diese werben mit Bandbreiten von 100 Megabit je Sekunde.

Doch der Breitbandausbau ist teuer. Laut Bitkom sind mindestens 30 Milliarden Euro notwendig, um die Ziele der Bundesregierung zu erfüllen. Andere Schätzungen gehen von 50 Milliarden Euro allein für den Glasfaserausbau aus.

Die Konzerne diskutieren seit Monaten verschiedene Lösungen der Zusammenarbeit, um die Investitionen auf mehrere Schultern zu verteilen. Bundesnetzagentur-Präsident Matthias Kurth will die Energiekonzerne mit an den Tisch bringen, die beim Verlegen der Rohre für die Leitungen helfen könnten. Die Deutsche Telekom setzt auf Kooperationen mit Konkurrenten und Kommunen. Die Wettbewerber der Telekom sprechen sich beim Thema Glasfaser klar für offene Zugangsmodelle aus.

Reiner Netzzugang soll nur eine untergeordnete Rolle spielen

Denn außer einigen Stadtnetzbetreibern greift bislang einzig die Telekom mit ihrem VDSL-Netz auf eigene Glasfaser-Anschlüsse zurück. Erst im vergangenen Jahr ließ sich der Dax-Konzern dazu bewegen, diese glasfaserbasierten VDSL-Anschlüsse zu vermieten.

In Zukunft, da ist sich die Branche einig, soll der reine Netzzugang allerdings nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Die Musik spielt für die Telekomunternehmen künftig bei den Diensten rund um das Netz.

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